Während meines Psychologiestudiums kam Keno als russischer Straßenhund im Alter von zwei Jahren zu mir. Die ersten Jahre waren sehr herausfordernd: Keno verteidigte auf der Straße liegende Essensreste, zeigte eine große Jagdpassion und attackierte andere Menschen, Hunde und Autos. Zusätzlich hat er seit langem mit Epilepsie und chronische Schmerzen zu kämpfen. Die anfängliche Zeit mit Keno hat mich viele Tränen, Selbstzweifel, blaue Flecken und kleine Narben gekostet. Ich weiß daher, was es bedeutet, überfordert zu sein und begleitet von Sorgen und Ängsten mit seinem Hund vor die Tür zu gehen.
Der entscheidende Wendepunkt in unserem gemeinsamen Leben – neben stetiger Beziehungsarbeit, Training, angepasster Ernährung und tiermedizinischen Behandlungen – war meine Entscheidung, diesen traumatisierten Hund mit seiner Geschichte zu akzeptieren und intensiv an mir zu arbeiten. Meine Souveränität und Gelassenheit sind seither stetig gewachsen und bilden heute die Basis für unseren gemeinsamen Alltag.
Schmerzbedingt kann es manchmal Momente geben, in denen Kenos Sicherung kurz rausspringt – aber er hat gelernt, sich nicht mehr in ihnen zu verlieren und findet seinen Weg zurück zu mir. Auf diese Weise ist ein vertrauensvolles Zusammenleben möglich geworden.