Wie erkennst du Schmerzen beim Hund?

Ein Gastbeitrag von Natascha Gaedeke und Jana Buchholz

Eins vorweg: Hunde simulieren nicht! Das unterscheidet sie von uns Menschen. Was sie mit uns gemeinsam haben, ist das Schmerzempfinden: Es ist nachgewiesen, dass die Schmerzwahrnehmung des Hundes der des Menschen sehr ähnlich ist. Ein Hund empfindet den Schmerz bei Arthrose also ähnlich wie ein Mensch mit arthrotischen Beschwerden.

Hunde sind aber wahre Meister im Verstecken von Schmerzen und sind immer darauf bedacht, ihren Menschen zu gefallen. Sie können unheimlich viel kompensieren und das auch über eine lange Zeit. Bevor Hunde Schmerz richtig heftig äußern, haben viele von ihnen schon einen unbemerkten Leidensweg hinter sich.

Wie man erkennt, ob der Hund Schmerzen hat, wollen wir in diesem Artikel aufzeigen.

„Der läuft schon immer so.“

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass das physiologisch, also gesund, ist. Ein Hund entwickelt verschiedene Möglichkeiten, einen Schmerz zu kompensieren. Bei einem Problem mit der Hüfte weicht der Hund zum Beispiel mit den Hinterbeinen nach außen aus, wodurch ein wackelnder Hüftschwung entsteht. Weitere Hinweis auf Schmerzen in der Hüfte oder auch in den Knien oder Sprunggelenken können sein: Der Hund setzt sich nicht mehr mittig, sondern auf eine Seite, setzt sich auch auf Befehl nicht hin oder wenn nur sehr langsam oder mit Ausweichbewegungen. Dies macht ein Hund nicht aus Unwille (denn er will seinem Besitzer ja gefallen!), sondern um einen Schmerz auszuweichen. Ein Hund, der sich beim Gassi gehen plötzlich hinsetzt oder gar hinlegt, macht das nicht, weil er keine Lust mehr hat, sondern weil er die Schmerzen in der Bewegung nicht mehr aushält.

„Irgendwie ist der in letzter Zeit komisch.“

Oft beobachten Hundebesitzer eine Verhaltensveränderung ihres Hundes, wie etwa Launigkeit bis hin zur Aggressivität, falsch angesehene Faulheit oder Bequemlichkeit, Berührungsscheuheit oder Geräuschempfindlichkeit. Manche Hunde vermeiden plötzlich Kontakte mit anderen Hunden, obwohl sie sonst sehr sozial und kontaktfreudig waren. All das sind Strategien, um Schmerz zu vermeiden.

„Der spielt doch noch, der kann keine Schmerzen haben.“

Ein Hund schüttet beim Spiel mit anderen Hunden oder auch bei Ballspielen und ähnlichem dermaßen viel Adrenalin aus, dass der Schmerz überlagert wird. Das hat seinen Ursprung im Fluchtverhalten eines Hundes. Das bedeutet, dass der Hund in Gefahrensituationen, auch wenn er Schmerzen hat, fliehen kann.

„Er steht morgens etwas schwerfälliger auf, läuft sich dann aber ein. Kann also nicht so schlimm sein.“

Doch, das ist schlimm für den Hund! Schwerfälliges Aufstehen bedeutet, dass der Hund Schmerzen hat. Sollte er sich im Laufe des Tages einlaufen, ist das immer ein Zeichen für ein Arthrosegeschehen. Denn je mehr der Hund sich in einem moderaten Umfang bewegt, desto mehr füllen sich die Gelenke mit Gelenkschmiere und das Bewegen fällt leichter. Deshalb sollte man bei einer diagnostizierten Arthrose zum Beispiel immer daran denken, dass der Hund beim Autofahren Probleme bekommen könnte. Kommt der Hund ins Auto, ohne sich vorher bewegt zu haben, sind die Gelenke noch nicht „geschmiert“. Jede Kurve, jedes Anfahren oder Abbremsen muss der Hund ausgleichen, was ihm dann weh tut. Dies zeigt er, indem er nicht mehr Autofahren will, dabei schmatzt, hechelt oder sich sogar übergibt.

Bitte achten Sie also darauf, ob Sie selbst vielleicht auch schon einmal einer der oben genannten Aussagen getätigt oder oben beschriebene Situationen bei Ihrem Hund beobachtet haben. 

Weitere Anzeichen für Schmerzen:

  • Verhaltensauffälligkeiten, die sehr plötzlich und intensiv auftreten
  • Gereiztheit
  • plötzliches Meideverhalten (z.B. beim Anziehen des Geschirrs)
  • ständiges Gähnen, schmatzen, sabbern, kratzen oder belecken von bestimmten Stellen
  • ein nach oben gekrümmter Rücken, eine schiefe oder abgesenkte Rutenhaltung
  • nächtliche Unruhe, ständiges Aufstehen, Umlagern, Umherwandern
  • Appetitlosigkeit oder kein Interesse an den sonst so geliebten Leckerlies
  • Ausweichen von Berührungen
  • zitternde Muskeln
  • schleifende Pfoten oder ungleichmäßig abgelaufene Krallen
  • Probleme beim Beinheben beim Urinieren
  • schuppiges, glanzloses, struppiges oder fettiges Fell
  • oder einfach nur ein trauriger Gesichtsausdruck

Teufelskreislauf

Und auch der Teufelskreislauf Schmerz spielt eine große Rolle. Wenn am Hinterbein eine Einschränkung vorliegt wird der Hund automatisch in den Rücken und nach vorne verlagern. Somit entstehen auch Haltungsschäden an Bereichen wo noch gar keine Diagnose besteht. Eine Knieproblematik kann über die Jahre also leicht zu Rückenschmerzen und Problemen in der Vorderhand kommen. Dies geschieht schleichend und fällt uns meistens erst auf wenn das Fass am überlaufen ist und der Hund nicht mehr ausreichend kompensieren kann. Bis das Fass aber voll ist, zeigt der Hund schon feine Anzeichen von Schmerzen die es gilt zu deuten. 

Jana Buchholz und Natascha Gaedeke

https://www.tier-physio.fit.

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